Haben Sie auch das Gefühl wie ich, dass das Leben gerade irgendwie unruhiger geworden ist. Liegt es daran, dass wir älter werden oder nicht mehr so belastbar sind wie früher? Liegt es daran, dass Wahlkampf war, an den Ergebnissen, oder was daraus folgt? Oder verstehen wir gerade am eigenen Leibe, dass Zeitenwende nicht nur ein neues Schlagwort ist, sondern dass sich tatsächlich im Augenblick in unserer Gesellschaft, in unserer Welt, etwas grundsätzlich verschiebt und ändert? Unser persönlicher Wertekanon, den wir in all den Jahren für uns selbst aufgebaut haben, scheint in Frage gestellt. Meinungen zu grundsätzlichen Themen ändern sich abrupt. Dinge, die wir zuvor nicht einmal zu denken gewagt haben, werden plötzlich öffentlich diskutiert oder schon propagiert, sind für einige schon festes Programm! Und es sind nicht die einfachen Dinge, die uns stören. Dass der Wecker am Morgen viel zu früh klingelt; der Verkehr auf der Straße an den Nerven zerrt, oder Belastungen des Berufslebens. Es ist auch nicht die verdammte Technik mit der wir gerade nicht zurecht kommen, weil sie wieder ein Eigenleben entwickelt. Es sind die Sorgen und Befürchtungen um unsere Welt und unser aller Zukunft, die uns plagen. Fast jeden Tag gibt es neue Dinge, die nicht in unser eigenes Denkschema passen. Auch unser eigenes Leben hat mit zunehmendem Alter nicht nur Positives für uns parat. In dieser Unordnung können sich einige nicht einmal jederzeit mit Anderen austauschen, da sie alleine leben.
All das hinterlässt Spuren: man kann nicht einfach mal richtig mental abschalten. Erlebnisse des Tages wirken bis in den Schlaf hinein und in uns nach. Dann kommt oft genug unwillkürlich eine gewisse Unruhe in uns auf.
Mehr Ruhe und Gelassenheit – das wäre was. Wir sollten mehr bei der einen Sache sein. Wenn wir essen, dann essen wir eben und denken nicht an gerade gehörtes oder erlebtes, sondern genießen den Moment. Wenn wir etwas lesen, denken wir nicht an all die Dinge, die sich gerade ändern. Wenn wir Urlaub oder eine Fahrt, einen Besuch machen, denken wir nicht an all die Herausforderungen, die danach auf uns warten, Arztbesuch, Krankengymnastik, neue Nachrichten, oder das Unkraut im Garten. Wenn wir liegen und entspannen, dann denken wir nicht an die Aufgaben im Haushalt, die noch unbedingt gemacht werden wollen. Wenn ich morgens aufstehe, dann denke ich nicht zuerst an all die Aufgaben, die drängelnd sich in meinen gedanklichen Tagesplan schieben. Abschalten können – sich nur auf eine, möglichst schöne Sache konzentrieren. Das ist heute schwierig geworden, aber wir müssen es bewusst angehen. Menschen, die ganz bei einer Sache sind, wirken ausgeglichen und ruhig, obwohl sie oft sehr viel um die Ohren haben. Ich muss wissen, was kann ich mir zeitlich, körperlich und auch mental zumuten kann. Wann muss ich einfach mal die Nachrichten abschalten oder erst garnicht anmachen? Wann muss ich mich selbst einfach mal mit etwas Schönem belohnen, und sei es noch so einfach? Wann mache ich mich auf, suche bewusst Kontakt und Austausch zu Anderen, um mit meinen festgefahrenen Gedanken nicht alleine zu sein?
Und bei alledem besinnen wir uns auf unsere christlichen Werte, egal ob Sie für andere noch etwas bedeuten, noch Zeitgeist sind. Sie geben uns Halt und auch die nötige Zuversicht, wie sie es schon so oft in unserem Leben getan haben. Lassen Sie uns dafür danken, das es uns bei alledem, was wir täglich wahrnehmen doch gut geht. In Zeiten von Kaufland, Aldi & Co. brauchen wir das Vertrauen auf Gottes tägliche Versorgung anscheinend nicht mehr. Wir können uns in einer Stunde genügend Vorräte für die nächsten Wochen besorgen. Dennoch muss auch uns bewusst sein, dass wir immer noch genauso von Gottes Versorgung und Gnade abhängig sind, so wie die Israeliten beim Auszug aus Ägypten damals. Er lässt uns atmen und leben; er lässt uns in einem der reichsten Länder der Erde leben. Zu oft nehmen wir dieses als selbstverständlich an. Wir müssen auch lernen, zu ruhen, unsere Arbeit und unsere Gedanken wegzulegen. Die Welt und Gott sind nicht von unserer eigenen Leistung abhängig. Wir sind nicht der Retter der Welt, das kann nur Gott sein. Leisten wir uns also Gelassenheit, halten wir fest an unseren christlichen Werten und Normen, vertrauen wir auf Gott und erlangen dadurch die nötige Zuversicht! Halten wir einfach mal inne, und lehnen uns bewusst zurück. Sicher finden wir Gott in der Stille, wie damals Elias. Wenn wir mal zweifeln und uns die Frage quält „Ist Gott noch in unserer Mitte?“, sollten wir jeden Tag mindestens 3 Dinge aufschreiben, für die wir trotz allem Ungemach dankbar sind. So können wir nach einiger Zeit zurückblicken und uns darüber freuen, was Gott für uns getan hat. Und manchmal sind es auch nur die kleinen Dinge, die uns glücklich gemacht haben.
Das macht uns zum einen neu dankbar, und zum anderen stärkt es das Vertrauen in seine Fürsorge für unsere Zukunft und stärkt sogleich unsere eigene Zuversicht!
Manfred Hohmeier