Regelmäßige Gottesdienstbesucher hatten schon seit der Einweihung der Christuskirche nach Umbau und Renovierung die Möglichkeit, sich von Qualität und Leistungsfähigkeit der neu aufgebauten Orgel zu überzeugen. Am 16.11. fand das bereits bei der Einweihung am 28.07. angekündigte Orgelkonzert zur Vorstellung der Orgel statt.
Über 80 Besucher waren zu dem Orgelkonzert gekommen. Nach einer kurzen Begrüßung durch Pfarrer Wolfrum mit Dank an die zahlreichen Spender, die wesentlich zu Neuaufbau und zur Ergänzung der Orgel beigetragen haben, führten Dekanatskantor Mark Genzel und Orgelbauer Hans-Georg Vleugels durch das Programm. Die Stuhlreihen des Kirchenraumes wurden zur Orgel hin ausgerichtet, sodass man diese frontal erleben konnte und der Organist im Mittelpunkt stand. Hier wurde auch deutlich, warum sich der Kirchenvorstand seinerzeit gegen Kirchenbänke entschieden hatte, nämlich um mehr Flexibilität bei anderweitiger Nutzung als zum Gottesdienst zu gewinnen.
Genzel spielte zunächst Stücke von Dietrich Buxtehude und Johann Gottfried Walter und ließ damit bereits einige Fascetten der Orgel erklingen . Herr Vleugels erinnerte sich noch an den 1. Anruf von Architekt Keicher, vor nunmehr 2 Jahren, der fragte ob die Manufactur die alte Orgel abbauen und einlagern könne. Erst danach gab es Gespräche und Ideen zu Gestaltung, Neuaufbau und Ergänzung der Orgel. Er betonte, dass eine Wiederwendung der einzelnen Elemente nur realisiert werden konnte, weil die Impulsübertragung elektrisch erfolgt. Mittlerweile geht man im Orgelbau zurück zu rein mechanischer Übertragung. Genzel merkte daher an, dass man das beim spielen merke, da die Tasten keinen Widerstand hätten. Nach Stücken von Johann Sebastian Bach wurden weitere Details der Orgel erklärt. Herr Vleugels erläuterte die Wirkungsweise der Orgelpfeifen und auch der neu eingebauten Oboe. Vielen war garnicht bewusst, dass bei einigen Orgelpfeifen mit hoher Frequenz die Luft ca. 1150 x pro Sekunde schwingen muss, um den geforderten Ton zu erzeugen. Bei der Oboe ist im vorderen Teil ein hundertstel Millimeter dickes Metallplättchen verbaut, welches bis zu 500 x pro sek. schwingt, damit der typische Ton erzeugt wird. Insgesamt sind in der Orgel 978 Pfeifen in 16 Registern verbaut, wovon im sogenannten Prospekt in vorderster Reihe im rechten Teil 30 und im linken Teil 31 Pfeifen sichtbar sind. Die meisten Pfeifen stehen fast unsichtbar dahinter. Im Prospekt stehen nur die zylindrischen polierten Pfeifen, während die aufgrund ihrer Bauart nicht ganz so attraktiv aussehenden anderen Pfeifen unsichtbarer dahinter stehen. Die Orgel wird mit Luftdruck durch Windmotoren betrieben und benötigt zum Spielen ca. 8 m3 Luft pro Minute.
Nach den zahlreichen und interessanten Details zum Innenleben der Orgel spielte Herr Gensel noch einige Kirchenlieder und zum Abschluss ein Stück von César Franck sowie zwei Improvisationen, um das ganze Repertoire der Orgel aufzuzeigen. Dabei wurde dem aufmerksamen Betrachter auch deutlich, dass ein Organist einiger körperlicher Beweglichkeit bedarf um gleichzeitig sehr hohe Töne mit den Händen rechts auf der Tastatur und sehr tiefe Töne links mit den Fußtbedalen zu spielen zu können.
Zum Abschluss des Konzertes bedankte sich Pfarrer Wolfrum mit flüssigem aus der Region und einem kleinen Buch „Jesus nimmt frei“ bei Herrn Gensel und Herrn Vleugels, der seinerseits ein Stimmeisen zum stimmen der Oboe übergab. Nach Ende der Veranstaltung nahmen zahlreiche Besucher die Möglichkeit wahr, bei den Experten nach weiteren Details zu fragen, die gerne beantwortet wurden.
Ein gelungener Abend, an dem nicht nur Musikliebhaber auf ihre Kosten kamen, sondern an dem in eindrucksvoller Weise Funktion, Aufbau und Wirkungsweise der Orgel einem begeisterten Publikum näher gebracht wurden.