Das Konzert am Sonntag, 10.11.24, vom Lindental-Streichquartett, mit dem „Requiem“ von Wolfgang Amadeus Mozart bescherte unserer Christuskirche ein selten so volles Haus. Die 4 Musiker*innen (Joachim Hamm, Silke Eder, Susanne Schwedler, Malte Meesmann), spielten das „Requiem“ in der zeitgenössischen Bearbeitung für Streichquartett von Peter Lichtenthal. Die vier bilden im besten Sinn des Wortes ein Liebhaberensemble. Sie treffen sich neben ihrem Beruf regelmäßig, um große Werke unserer Kammermusik zum Klingen zu bringen. Und im besten Fall lassen sie das Publikum daran teilhaben - so wie am letzten Sonntag.
Zu Beginn begrüßte Pfarrer Johannes Riedel das Ensemble und das Publikum. Er dankte für die Bereitschaft zu spielen und dafür, die Ennahmen der Ev. Gemeinde Christuskirche zu spenden. Herr Hamm führte danach in das Konzert ein.
„Das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) gehört zu den berühmtesten Werken der Kirchenmusik. Das ca. 50-minütige Opus, welches das Ordinarium einer Totenmesse umfasst, wurde zu zwei Dritteln von Mozart komponiert und nach dessen Tod von Joseph Eybler und Franz X. Süßmayr vervollständigt. Die Originalbesetzung besteht aus vier Vokalsolisten, vierstimmigem Chor und kleinem klassischen Orchester.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstand eine Bearbeitung für Streichquartett. Sie wurde von dem musikbegeisterten Arzt Peter Lichtenthal (1780-1853) aus Pressburg komponiert. Lichtenthal hatte in Wien studiert, wo er mit Mozarts Witwe Constanze und ihren Söhnen freundschaftliche Kontakte pflegte. 1810 ging er nach Mailand, und hier schuf er u.a. mehrere kammermusikalische Bearbeitungen von Mozartwerken.
Bei der Bearbeitung des Requiems stand Lichtenthal vor der Herausforderung, unter Verzicht auf die Vokal-solisten, auf die Strahlkraft des Chors, auf die Tonfarben der Bläser und auf die Texte der Totenmesse die „musikalische Substanz der Partitur" (F. Dangel-Hofmann) auf vier Streichinstrumente zu übertragen. Das Ergebnis ist eine Bearbeitung, die nicht den Anspruch erhebt, sich mit dem Originalwerk messen zu können, oder gar mit diesem konkurrieren will. Vielmehr will Lichtenthal den Zugang zu einem hochkomplexen Werk erleichtern, das nicht mehr nur in einer großen, orchestralen Besetzung erlebbar, sondern auch in kleinerem Rahmen aufführbar sein soll. Den Mozartkennern führt seine Bearbeitung wieder vor Augen, wie kunstvoll die Melodiestimmen im Requiem aufeinander abgestimmt und miteinander verwoben sind, wie filigran und transparent die Stimmführung ausgestaltet ist, wie sanglich-melodiös die musikalischen Linien gezeichnet sind. Lichtenthals Bearbeitung ist eine Reduktion des unerreichten Originals. Und doch vermag sie ein Licht auf die „kammermusikalische" Seite von Mozarts Requiem zu werfen.“
Und so konnten die Zuhörerinnen und Zuhörer in der, bis auf den letzten Platz gefüllten Christuskirche, das Requiem von Mozart einmal anders erleben: in kammermusikalischer Schlankheit, und gut durchhörbar in den Stimmführungen. Dass bei dem Herunterbrechen eines großen Orchesterapparates plus einem 4-stimmigen Chor auf ein Minimum an Stimmen in Form des Streichquartettes manches außen vor bleiben muss, erklärt sich von selbst, wie zum Beispiel die Chorstimmen während des "Dies Irae," wo Lichtenthal sich auf die Abbildung des Streichergeschehens beschränkte. Das tat aber dem Gesamteindruck keinen Abbruch. Im Gegenteil, es beförderte quasi das höchst konzentrierte Spielen und Zuhören gleichermaßen.
Als Einstimmung hatte das Ensemble ein meditativ gehaltenes Stück von Arvo Pärt an den Anfang gesetzt - bewusst um die spätherbstliche Stimmung, in der in vielen Konfessionen auch der Verstorbenen gedacht wird, musikalisch stimmungsvoll einzufangen. So setzte das Quartett mit dem Konzert auch ein musikalisches Andenken an eine kürzlich verstorbene Quartettkollegin.
Zum Abschluss des großartigen Konzertes gab es langen Applaus. Wieder einmal war die großartige Akkustik der Christuskirche ein Garant dafür, dass auch auf den hintersten Plätzen selbst leise Töne klar zu hören waren. Der akustisch eher trocken gehaltene Raum verschluckte nichts, bis ins Detail waren Dynamik und Verzierungen gut zu hören.
An dieser Stelle noch einmal ganz herzlichen Dank dem Lindental-Streichquartett für die Darbietung und die Spende zugunsten unserer renovierten Orgel.
(Hohmeier/v.d.Goltz)