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Liebe Gemeinde!

Jahreslosung 2025
Bildrechte Hohmeier

Das Jahr 2024 ist vorüber. Deshalb will ich, bevor ich zur Jahreslosung komme, als Einstieg mit einem kurzen, kritischen, vielleicht auch provozierenden Rückblick beginnen. Der Knall der Sylvester Feuerwerke ist gefühlt gerade erst verklungen, es wird gekauft, trotz gestiegener Kosten und weniger verfügbarem Geld. Es war ein Jahr mit anstrengenden Herausforderungen. Diese haben keinen allgemeinen Aufbruch, sondern eine destruktive Unzufriedenheit hervor gerufen. Die öffentliche Debatte ist besonders in den sozialen Medien dadurch geprägt, dass alles nur negativ gesehen und auch positives verunglimpft wird. Wenn überhaupt Dialoge noch möglich sind, finden sie zu Themen statt, die mit den tatsächlichen Herausforderungen wenig zu tun haben und zeugen teilweise von Unwissenheit der Zusammenhänge. Fakten zählen oft nicht mehr. Zudem können wir mit KI nahezu alles optisch so darstellen, als sei es tatsächlich geschehen und so Meinungen massiv beeinflussen.
Wir leben aktuell in einer Gesellschaft, die wichtige Herausforderungen nicht erkennt, oder nicht wahrhaben will. Die Ursachen dazu werden nicht gefunden, nicht mehr offen diskutiert. Es scheint so, als gefalle man sich zunehmend darin, die Lage mit täglicher Steigerung schlecht zu finden. Viele sehen das Gute nicht mehr. Wir haben zu oft keine Lösungsansätze für offene Fragen und streben in vielen Bereichen Lösungen nicht einmal mehr an! Haben wir noch ein Ziel, das wir gemeinsam erreichen wollen, haben wir noch gemeinsame Werte?
Im Unterschied zu vielen Gesellschaften hätten wir die Ressourcen für Lösungen. Wir haben Wissen, Expertise, Kenntnisse und Fertigkeiten, auch Kapital ist noch vorhanden, nur wird es zunehmend nicht oder nicht mehr, hier in Deutschland eingesetzt. Da passt zum Jahreswechsel die neue Jahreslosung „Prüft alles und behaltet das Gute“ aus meiner Sicht genau in die Zeit! Insbesondere auch vor der aktuellen Entwicklung der sozialen Medien.

Erneut stammt das Wort der Jahreslosung aus der Feder des Apostels Paulus. Und wieder ist es eine Ermahnung bzw. Ermunterung am Ende eines seiner Briefe. Und auch diesmal geht es ihm dabei um alles: Lag der Fokus bei der Losung 2024 darauf, alles in Liebe geschehen zu lassen, so sollen wir diesmal alles prüfen und das Gute behalten. Mit weniger als ‚alles’ scheint sich Paulus nicht zufrieden zugeben. Und er meint auch alles. Unbescheiden wie er nun einmal in geistlichen Dingen ist, geht er aufs Ganze und fordert uns damit auch heute noch heraus. Nun könnte man meinen, dass er diesmal doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit ausspricht, die zu beherzigen uns im Alltag nicht schwerfallen dürfte. Prüfen nicht zum Beispiel tagtäglich Kunden im Online-Versand-handel die bestellte Ware und schicken sie dann millionenfach zurück, was ihnen nicht gefällt und behalten nur, was sie für gut befunden haben? Hängen wir im Geschäft Hose oder Rock die nicht passen, Falten werfen oder nicht zu unseren Sachen passen auch wieder zurück. Das können wir doch alles. Kennen wir doch aus dem Märchen Aschenputtel, wo es heißt: die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen. 

Bei Erstellung dieses Textes habe ich mich selbst gefragt, wie nähern wir uns dem Satz von Paulus, wenn das so einfach erscheint? Wenn wir das doch alle machen. Heißt es, dass wir mit der Jahreslosung schon wieder fertig sind und zum nächsten Thema wechseln können? Würden wir so handeln, würden wir Paulus schlecht kennen und ihm auch Unrecht tun. Er hat uns sicher nicht als Konsumenten im Blick, schon garnicht als Internetkunden. 

Was könnte Paulus nun gemeint haben, wozu fordert er uns auf.
Aus dem Zusammenhang seines Briefes wird deutlich, dass es ihm zunächst um das gottesdienstliche, das geistliche, das spirituelle Leben der Gemeinde geht.  Paulus rät mit seinem Brief den Mitgliedern der jungen Gemeinde, die kulturellen Eigenheiten abzugleichen. Sollen die Gläubigen zum Beten auf den Boden oder stehen? Welchen Umgang wollen sie mit Sklavenhändlern pflegen? Wie soll der Gottesdienst gefeiert werden? Da war es in urchristlicher Zeit üblich, dass Gemeindeglieder während eines Gottesdienstes spontan das Wort nahmen und der versammelten Gemeinde ein „prophetisches Wort" weitergaben, wozu sie angeblich der Geist Gottes inspiriert hatte. Dabei stellte sich dann allerdings oft heraus, dass manche dieser Botschaften eher dem Geltungsstreben der Betreffenden entsprangen und häufig entweder total banal oder auch theologisch unsinnig sein konnten. Mit dem Prüfauftrag gibt Paulus also der Gemeinde in Thessalonich den Rat, solche spontanen Glaubensäußerungen im Einzelfall sorgfältig zu prüfen und - wo nötig - dann auch zurückzuweisen und nur dem Guten Aufmerksamkeit zu schenken. „Meidet das Böse in jeder Gestalt“ ist der Satz der in seinem Brief unmittelbar an die Losung folgt.
So war es auch in Gottesdiensten einer Baptistengemeinde, in der ich bei mehren Canada Aufenthalten zugegen sein durfte. Die Weitergabe von Botschaften durch Gemeindeglieder war durchaus üblich, diese mussten jedoch durch den Pfarrer bzw. dem Prediger vorher abgesegnet werden. Ein geistlicher TÜV sozusagen. Das meint auch Paulus. Wir sollen als Christen prüfen, wer zu uns spricht und was jemand zu uns spricht.
Doch die Frage nach welchen Kriterien wir entscheiden, ist damit noch immer nicht gelöst. Denn nach welchen Kriterien werden Beiträge genehmigt. Und da fällt mir wieder die Hose ein, die wir im Laden zurückhängen, oder einpacken. Wir nehmen sie, weil der Preis super ist, der andere hängt dieselbe Hose zurück, weil der Preis zwar super ist, aber die Farbe nicht stimmt, und sie nicht mehr modern ist! Jeder entscheidet verschieden.

Wonach entscheiden wir eigentlich bei „Prüfe alles und behalte das Gute“? Was ist das Gute? Das Gute ist das, wonach wir streben. Oft erkennen wir es nicht gleich, es ist auch immer eine momentane Betrachtung. Manchmal zeigt sich auch, dass das Gute, wofür wir uns entscheiden, im Nachhinein doch nicht so gut ist, wie wir gedacht haben. 
Paulus sagt: Wir sollten uns Zeit lassen. Wahrnehmen, was wir sehen, hören oder fühlen. Die Vielfalt erkennen. Und dann können wir überlegen, was wir behalten wollen – und was wir nicht möchten. An unseren christlichen Werten wollen wir es messen und vielleicht auch wieder mehr zusammen in der Gemeinschaft.
Paulus macht der Gemeinde Mut, zugleich macht er auch die Grenzen spürbar. Es geht ihm nicht um Beliebigkeit. Er appelliert an uns Menschen, auf die Welt achtzugeben. Sie genau zu betrachten in ihrer Vielseitigkeit, um sich eine Meinung zu bilden und sich zu orientieren. Und dann, nach genauer Abwägung, unsere persönliche Entscheidungen zu treffen.
Ich will hier ergänzen, dass wir darüber hinaus eine zeitgemäße Entscheidung treffen sollten. Dabei müssen auch wir auch den Mut haben, gewohntes los zu lassen, uns selbst zu erneuern, wie wir auch versuchen sollten, Kirche in der Umsetzung unseres Glaubens, immer wieder zu erneuern, damit sie zukunftsfähig bleibt und einen Stellenwert in unserer Gesellschaft behält. Das sollten wir uns für das kommende Jahr vornehmen. Viel mehr auf das Gute schauen und es behalten - im Blick, im Herzen, im Sinn, in der Gemeinschaft. Behaltet, bewahret das Gute. Gehen wir mit der Jahreslosung mit Mut und Zuversicht in das neue Jahr.

Die Jahreslosung wird immer von mehreren Künstlern vertont. Ich möchte Ihnen hier zwei Beispiele dazu anbieten.

https://youtu.be/W2FzlZma018?si=dEMl3PD0tDF3fMaR 

https://youtu.be/xVxj0iBXSGY?si=fMQ0SQWvBVzRF2R- 

Ihnen allen ein frohes Neues Jahr
und gute Gedanken mit der Jahreslosung
Manfred Hohmeier


Der Monatsgruß ist hier als PDF-Download verfügbar! Sie werden dazu auf die Homepage des Dekanats weitergeleitet!

Der neue Gemeindebrief CKA Dezember 2024 - Februar 2025 ist ab sofort online als PDF abrufbar.

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