Pfingstrosen blühen nicht nur an Pfingsten

Blüte einer Pfingstrose
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Bereits Johann Wolfgang Goethe philosophierte „Das Äußere einer Pflanze ist nur die Hälfte der Wirklichkeit". Hiermit trifft er einen wahren Kern, denn Pflanzen haben einiges mehr zu bieten. Viele von ihnen sind kostbare Heilpflanzen – was teilweise in Vergessenheit geraten ist – und vermitteln eine bestimmte Symbolik.

So ist auch die Pfingstrose sehr symbolträchtig und hat in den verschiedenen Kulturen eine wichtige Bedeutung. Bereits in der griechischen Mythologie lesen wir, dass die römische Gottheit Virbios, nachdem er durch das Pferd seines Vaters zu Tode gekommen war, durch eine Pfingstrose von Diana zum Leben erweckt wurde. In anderen Kulturen steht sie für Reichtum und Glück und als Zeichen für ein langes Leben. Als Marienblume oder Rose ohne Dornen gilt sie im Christentum als Zeichen für Heil, Geborgenheit und spendet mütterliche Liebe.

Auch in unserer Christuskirche schmückten Pfingstrosen den Altar zu Pfingsten. Ist es Zufall, oder soll hiermit etwas ganz Bestimmtes ausgedrückt werden? Was ist das Besondere an Pfingsten?

Bis zum 4. Jahrhundert wurde an Pfingsten zugleich Christi Himmelfahrt gefeiert. Erst später entwickelten sich daraus zwei eigenständige Feiertage. Der Name selbst kommt aus dem Griechischen und leitet sich ab aus dem Begriff „Pentekoste“ gleich „der fünfzigste Tag“. 50 Tage nach Ostern feiern wir das Kommen des Heiligen Geistes. Im Kirchenkalender endet mit Pfingsten die Osterzeit. Die Bibel schildert nach Jesu Tod, Auferstehung und Himmelfahrt eine neue Gemeinschaft der Jünger in Ihrer Apostelgeschichte so: „Sie wurden alle erfüllt vom Heiligen Geist und fingen an, zu predigen in anderen Sprachen“. Ein Brausen entsteht und plötzlich hört jeder den anderen in seiner eigenen Muttersprache reden. Wildfremde Menschen reden mit einer Zunge. Jeder versteht jeden, versteht fremde Kulturen. Pfingsten ist Differenz ohne Feindschaft und ohne Gewalt. Es bleibt die Verschiedenheit, doch alle verstehen sich. Und das Besondere daran? Nicht aus sich selbst heraus oder aus der Gesellschaft heraus schaffte man es, sich zu verstehen, nur weil man miteinander gesprochen oder zusammen gelebt hat. Nein der „Heilige Geist“ kam von außen, von einer überirdischen Macht, von Gott. Er kann durch irdisches nicht beeinflusst, geändert oder angerufen werden, er wurde auf die Erde geschickt.

So etwas wünsche ich mir auch in unserer heutigen Zeit, wo die Welt auseinander zu driften scheint, wo wir keine Lösungsansätze mehr haben für bestimmte Probleme, wo einige Probleme so komplex scheinen, dass wir die Lösung gerne auf Morgen verschieben, auch weil wir aktuell keine haben. Denken wir nur an Klimaveränderung, das Flüchtlingsproblem, an wirtschaftliche Zusammenhänge und Abhängigkeiten oder auch an die Endlichkeit von Ressourcen. Obwohl wir von gleichen Inhalten sprechen, scheinen wir uns oft doch nicht richtig zu verstehen – oder wir wollen es oftmals auch nicht verstehen. Gerade uns Deutschen ist der Wunsch nach Vielfalt und Differenz ohne Gewalt zu Eigen.

So illusorisch dieser Wunsch auch ist, an den Pfingsttagen dürfen wir davon träumen, dass wieder so etwas passiert und die verworrene Weltlage und unseren Umgang mit Ressourcen ändert, uns akzeptierte Lösungen aufzeigt, dass wir uns besser verstehen. Doch dazu müssen wir selbst auch bereit sein etwas zu ändern, bereit sein, uns zu verstehen.

Lassen wir uns von der Schönheit der Pfingstrose inspirieren im Vertrauen auf Gott!

Manfred Hohmeier